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nach Jericho.JERICHO. 7. Route. 273

Jericho. Die kaum empfehlenswerthe Locanda ist gleich l. bevor
man zum Dorf kommt, ein zwischen Hecken einzeln stehendes Haus
resp. Lehmhütte. Die Betten sind schlecht, die Kämmerchen dumpfig
und an Ungeziefer kein Mangel. Der Wirth verlangt für Abendessen,
Nachtquartier und Frühstück ½ engl. Pfund. Uebrigens ist nicht an-
zurathen
, ohne Zelte (die am besten bei der Sultansquelle aufgeschlagen
werden) die Nacht im Freien zuzubringen; die Abkühlung ist gross, der
Thau stark. Es ist dringend zu empfehlen, noch bei Tage ins Quartier
zu kommen, damit man nicht im Dunkeln in die vielen dornigen Hecken
und Gesträuche (vgl. S. 274) geräth.

Geschichtliches. Von dem jetzigen Dorfe er-Rîha ist das antike Jericho
genau zu unterscheiden; letzteres lag bei den Quellen am Fusse des
Berges Karantel, also westlich vom heutigen Jericho und nördlich vom
Jericho der römischen Zeit; dies beweist ausser der Bibel auch Josephus.
Moses schaute vom Nebo, einem der Gipfel südöstlich jenseit des Jordans,
auf die Ebene von Jericho (V Mos. 34, 3). Die Stadt war ehemals ziem-
lich
gross und mit Mauern umgeben, die Vegetation sehr reich. Sie wird
einigemal Stadt der Palmen genannt, und noch in später Zeit, im
7. christl. Jahrhundert, waren Dattelbäume vorhanden, die erst in neuerer
Zeit fast gänzlich verschwunden sind. Um die Stadt herum lag eine grosse
blühende Oase mit Getreide- und Hanffeldern. Die Einwohner waren in
jener ältesten Zeit reich an Gold und Silber. Die Israeliten eroberten die
Stadt (Josua 6) und Josua sprach den Fluch über denjenigen aus, der sie
wieder aufbaue (Jos. 6, 26). Doch finden wir während der ganzen späteren
Periode an Stelle der alten heidnischen eine israelitische Stadt, die an-
fänglich
dem Stamme Benjamin, später dem südlichen Reiche Juda ge-
hörte
. Trotz mancher Eroberung blieb Jericho blühend. Besonders be-
rühmt
war es durch seine Balsamgärten; wahrscheinlich rührt die Cultur
der Balsamstaude aus der Zeit her, wo Salomo dieses Product aus Süd-
arabien
erhalten hatte (I Kön. 10, 10). Die Pflanze ist jetzt wieder voll-
ständig
verschwunden, obgleich das sehr heisse Klima südarabische und
indische Gewächse noch heute zur Reife bringen könnte. Ebenso blühte
hier die Henna (Lawsonia inermis), die rothen Schminkstoff liefert. Zu
Jesu Zeit standen schattige Sycomoren am Wege (Luc. 19, 4). Antonius
schenkte das Gebiet von Jericho der Cleopatra; diese verkaufte es an
Herodes, der die Stadt mit Palästen schmückte und zu einer Winter-
residenz
erhob, wie er sie nirgends schöner finden konnte. Er starb hier,
liess sich aber in Herodium begraben (S. 268). In Jericho sammelten
sich die jüdischen Pilgerschaaren aus Peraea (dem Ostjordanland) und
Galilaea zur Fahrt nach dem Tempel; auch Jesus trat von hier aus seine
letzte Reise nach Jerusalem an (Luc. 19, 1). Bereits im 4. Jahrhundert
erscheinen Bischöfe von Jericho auf den Concilen. Kaiser Justinian liess
eine Kirche der Gottesgebärerin in Jericho wieder herstellen und ein
Pilgerhaus erbauen. Um das Jahr 810 finden wir bei Jericho ein Kloster
St. Stephan. Neu-Jericho, auf dem Platze des jetzigen Fleckens, entstand
erst zur Zeit der Kreuzfahrer; letztere erbauten hier ein Schloss und
eine Kirche zur heil. Dreieinigkeit. In späterer Zeit war der Ort von
Muslimen bewohnt und sank mehr und mehr. Im Jahre 1840 wurde er
von den Soldaten Ibrâhîm Pascha’s geplündert und vor wenigen Jahren
durch eine Feuersbrunst grösstentheils zerstört.

Das heutige Jericho besteht aus einer Anzahl elender Hütten,
in welchem etwa 60 Familien wohnen. Wie die Bewohner des süd-
lichen
Jordanthals überhaupt, so erscheinen auch die von Jericho als
eine verkommene Race, da das heisse und ungesunde Klima einen
entnervenden Einfluss ausübt. Die Frauen von Jericho stehen nicht
im besten Ruf. Die Einwohner drängen sich gewöhnlich an die
Reisenden heran, um ihnen eine sogenannte Fantasîa, Tanz mit
Gesang, anzubieten; doch sind die Musik und der Gesang ermüdend
und langweilig. Die Leute klatschen dazu in die Hände, entweder